In großen Konzernen erwartet man strenge Sicherheitsvorkehrungen, um Daten und Systeme vor solchen Angriffen zu schützen. Wie kann es sein, dass diese trotzdem zu Opfern werden?
Seyfarth: Oft wurden Maßnahmen ergriffen, funktionieren in der Realität aber nicht wie gedacht. Es gibt ein Backup, aber dieses wurde nicht für den Ernstfall getestet, ist nicht komplett oder wurde von der Ransomware mit verschlüsselt. Für die IT-Abteilung bedeutet das: Sicherheitskonzepte testen, hinterfragen und dokumentieren – das kostet Zeit, die man der IT-Abteilung oft nicht zur Verfügung stellt. Solche Tests und ein regelmäßiger Lagebericht zur Sicherheit sollte vom Management gewollt sein und aktiv eingefordert werden.
Kritisch wird es in vielen Bereichen, in denen das IT-Budget, die Zeit und die Expertise fehlen. Das begegnet mir beispielsweise häufig im öffentlichen Bereich, in der Sozial-Branche aber auch im Gesundheitswesen. Da gibt es oft kein hinreichendes Backup, keinen wirksamen Virenschutz, keine sinnvolle Verschlüsselung und kaum Präventivmaßnahmen. Es ist unglaublich, dass hier an den falschen Stellen gespart wird.
Im öffentlichen Bereich ist es häufig so, dass Menschen entscheiden müssen, denen die IT-Expertise fehlt. Es wird lieber ein Spielplatz gebaut als ein Server gekauft oder ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet. Menschlich und politisch kann man das ja verstehen, die Folgen sind aber nicht akzeptabel. Fakt ist: Ohne entsprechendes Budget, ohne Zeit und ohne Expertise hat ein Verantwortlicher heute keine Chance seine IT-Infrastruktur sinnvoll zu schützen.